2003/04/04 Internet-Banking Testsieger 'easybank'
easybank - Übersichtlichkeit der rechtlichen Bestimmung und Möglichkeit der Rückabwicklung von Buchungen gaben den Ausschlag - Repräsentativer Querschnitt von 40 Banken/Finanzdienstleitern getestet - Mehrheit (26 von 40) beachten e-commerce Bestimmungen - Datenschutzbestimmungen bleiben Schwachstelle österreichischer Banken
Internet-Banking Testsieger 'Easybank'
Nach der Analyse der Datenschutz-Informationspflichten in den Bank-AGB's, wir berichteten am Beginn der Woche darüber, wurden im Rahmen des e-rating-Projekts alle wichtigen Telebanking-Anbieter einem Rating unterzogen.
Bei derzeit rund 1,5 Mio. Telebanking-Konten (das entspricht knapp einer Million Benutzern) ist Internet-Banking die mit Abstand erfolgreichste e-commerce - Anwendung.
Testsieger wurde die easybank der BAWAG-Gruppe, die neben den formalen rechtlichen Mindestanforderungen auch die Möglichkeit vorsieht, innerhalb einer begrenzten Zeit für Überweisungen die Stornierung (Rückabwicklung) durchzuführen.
Hans G. Zeger: 'Offenbar fällt es einer völlig auf Telefon- und Internetbanking abgestellten Bank wesentlich leichter, die e-commerce-Anforderungen umzusetzen, als Banken mit verschachtelten Geschäfts-, Beteiligungs- und Filialstrukturen, bei denen immer ein Teil des Geschäfts in der Filiale und ein Teil Online abgewickelt wird. Wann welche Information bereit gestellt wird, ist dann oft unklar.'
Wer mehrere Online-Konten bei einer oder mehreren Banken besitzt, weiß die Bedeutung der Rückabwicklung zu schätzen. Immer wieder wird eine Buchung vom falschen Konto durchgeführt, bei Kontovorlagen Einträge nicht oder nicht richtig ausgebessert. Besonders Selbständige oder Kleinunternehmer mit einer strikten Trennung privater und geschäftlicher Konten können von derartigen Fehlbuchungen ein Lied singen.
Bei manchen Telebanking-Lösungen sind die Verfügungsrechte so ineinander verschachtelt, dass Fehlbuchungen praktisch vorprogrammiert sind.
Rückabwicklung sollte für Banken verpflichtend sein
Die Möglichkeit einer Rückabwicklung, zumindest innerhalb eines Banktages (etwa bis 14 Uhr) sollte daher für alle Banken verpflichtend werden. Nur so kann auch für den Internet-Laien und gelegentlichen Nutzer die Angst vor Fehlüberweisungen genommen werden und eine breitere Akzeptanz geschaffen werden.
In den derzeitigen e-commerce-Richtlinien der EU und im österreichischen e-commerce-Gesetz (ECG) sind die Banken vom Rücktrittsrecht ausgenommen.
Repräsentativer Querschnitt von 40 Banken getestet
Insgesamt wurden 40 Finanzdienstleister getestet. Formal wird Internetbanking von wesentlich mehr Instituten angeboten. Alle Sparkassen, Volksbanken, Raiffeisenkassen, Hypothekarbanken agieren als selbständige Unternehmen und hätten die - zumindest theoretische Möglichkeit - mit eigenständigen technischen und rechtlichen Lösungen Internetbanking anzubieten. Tatsächlich orientieren sich diese weit über tausend, nur sehr lokal agierenden Institute, an den Vorgaben ihres Sektors.
Hans G. Zeger: 'Wie uns die Rechercheure berichteten, ist diese Sektoren-Bindung zwar in vielen Fällen zu 100% gegeben, jedoch bestehen auch fallweise Abweichungen, sowohl in der technischen Realisierung, als auch im Web-Auftrit oder in den Geschäftsbedingungen. Mit den nunmehr analysierten Instituten versuchen wir alle wesentlichen Varianten zu berücksichtigen.'
Mit einem Rating-Wert von 475+ wird e-commerce-Anbietern die grundsätzliche Vollständigkeit der rechtlichen e-commerce-Anforderungen bescheinigt. Bei den Banken sind das immerhin 26 von 40 Instituten. Dieser Wert liegt wesentlich über dem e-commerce-Durchschnitt (25% bei den sonstigen e-commerce-Auftritten).
Bewertet werden jeweils nur die sachlich und rechtlich zutreffenden Regeln, trotzdem ergaben sich auch bei den Banken bei einigen Einrichtungen zum Teil erhebliche Mängel.
Datenschutzbestimmungen bleiben Schwachstelle
Wie schon in der Analyse vom 31.3.2003 festgestellt (siehe Presseaussendung) werden die Vorgaben des DSG2000 und die daraus resultierende OGH-Entscheidung unzureichend umgesetzt.
Umdenken notwendig
Sollten österreichische Finanzinstitute die Absicht haben in einer liberalisierten EU-weiten Telebanking-Landschaft als eigenständige Konsumenten-Finanzdienstleister zu bestehen wird massives Umdenken notwendig sein.
Generell könnten bei allen Internetbanking-Auftritten durch Verbesserungen die Konsumentenfreundlichkeit und Akzeptanz gesteigert werden.
Verbesserungswürdig sind unter anderem:
- Informationspflichten
- Darstellung der Privacy Policy
- Möglichkeit der Rückabwicklung
- Reaktionszeit bei der Sperre von Benutzercodes
- Haftung im Telebankingverkehr
- Konditionen
- Professionalität des Internet-Auftritts
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