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2003/02/06 Internet-Provider in Österreich - Szene ist (noch) vielfältig
Mehr als 600 Unternehmen bieten ISP-Dienste an - Hohe Kundenbindung - Unternehmen unter starkem Kosten und Preisdruck - Marktbereinigung für 2003 erwartet - Marktanteile mancher ISP's unter den Erwartungen - Zwischenergebnisse einer Studie

In der bisher umfassendsten Langzeitstudie wird derzeit die Internet- und e-commerce-Landschaft in Österreich analysiert. Schwerpunkt sind die Business-Services. Nunmehr liegen die ersten Zwischenergebnisse vor.

Basis der Analyse sind die Internetaktivitäten von rund 70.000 Organisationen (Unternehmen, Vereine, Behörden). Dies entspricht rund einem Drittel der in Österreich im Internet aktiven Organisationen. Vollständig berücksichtigt wurden die TOP-500 Unternehmen Österreichs.


ISP-Marktanteile im Business-Bereich

Marktführer sind die Unternehmen der Telekom AG mit rund 15% Anteil aller Geschäftskunden, an zweiter Stelle etwa gleichauf die UTA-Gruppe (inkl. ehemalige Netway) und Inode mit je 10% Marktanteil. Die EuNET als Betriebsnachfolger der KPNQWEST liegt mit 6% MA an 4. Stelle.

Während Telekom und Inode gegenüber dem Vorjahr ihre Kundenzahlen zum Teil erheblich vergrößern konnten (+18% Telekom, +25% Inode), schrumpfte die ISP-Kundenzahl bei KPNQWEST stark (-21%) bzw -8% bei der UTA.
Berechnet jeweils auf Basis der 70.000 ausgewerteten Organsationen und im Vergleich zu den Marktanteilen Anfang und Ende de Jahres 2002.

An den folgenden Plätzen finden sich NEXTRA (5% MA), sowie die TISCALI-Gruppe, die AIRCALL-Gruppe, Salzburg-Online, upc-telekabel, silverserver mit jeweils 1-2% MA. Weitere 40 Anbieter verfügen über Marktanteile zwischen 1-0,5%, darunter auch einige bloß regional agierende Kabelnetzbetreiber.


TOP-500 Unternehmen setzen verstärkt auf 'Großprovider'

In einer Sonderauswertung wurden speziell die Internet(an)bindungen der TOP-500 Unternehmen untersucht.

Diese Unternehmen setzen verstärkt auf die derzeitigen und ehemaligen Branchengrößen: Telekom Austria 18%, UTA 16%, EuNET 15%, Inode und Tiscali je 5%.

Auffällig ist der hohe Marktanteil der EuNET in diesem Segment, offensichtlich aus der Tatsache begründet das dieses Unternehmen (bzw. sein(e) Betriebsvorgänger DER österreichische ISP der ersten Stunde war). Der unterdurchschnittlich hohe Marktanteil von Inode dürft auf Bekanntheit, möglicherweise aber auch auf Imagefaktoren beruhen.

Insgesamt erbringen aber immerhin 140 (!!) Unternehmen ISP-Dienste für die TOP-500, wobei etwa 40% der TOP-500 mehrere ISP's in Anspruch nehmen.


Hohe Kundenbindung - gesättigter Markt

Die Zahl der ISP-Newcomer war 2002 äußerst gering, einige verabschiedeten sich durch Konkurse, Ausgleiche oder weniger späktakulär - mangels Kunden - durch Einstellung der Geschäftstätigkeit.

Bei den bestehenden Anbietern ist jedoch, im Gegensatz zu den Jahren 2000/2001 eine sehr hohe Kundenbindung erkennbar. Kunden halten 'ihrem' ISP
die Treue und reagieren auf insgesamt sinkende Preise durch individuelle Reduktion ihrer Konditionen.

Die große Zahl der Provider und ihre jeweils geringe Kundenzahl machen den Internetmarkt noch immer zu einem sehr stark 'custumer-driven-market', d.h. nicht die Anbieter, sondern die Kunden bestimmen im großen Ausmaß die Preise.


Irreführende Marktanteilsangaben der ISP's

Die von den ISP's kolportierten Angaben erweisen sich oft als irreführend, überzogen oder schlicht falsch. So behauptete ein kürzlich in die Insolvenz geschlitterter ISP, 12000 Geschäftskunden zu haben, was Platz vier im Providerranking und einen Marktanteil von 6% bedeuten würde. Tatsächlich findet sich die Unternehmensgruppe um Platz 30 mit einem Marktanteil unter einem Prozent.

Ein weiterer ISP's behauptet einen Marktanteil von 80% zu haben, zählt aber seine Zulieferaktivitäten an andere ISP's als eigene ISP-Leistung.

Würde man alle veröffentlichten Marktanteilsangaben der ISP's addieren, käme man im Businessbereich auf eine Durchdringung von 1000% oder anders gesagt, jedes österreichische Unternehmen hätte mindestens 10 Internet-Service-Provider.

Viele Unternehmen verteilen zwar ihre Internetdienste auf mehrere Unernehmen, umgekehrt zählen viele ISP's jeden Standort, jeden Account und jede Diensteleistung getrennt und kommen auf diesen Weg auf hohe 'Kundenzahlen'. Auch das dazuzählen von Privatkunden ist eine beliebte Methode, die eigenen Zahlen zu beschönigen.

In der unabhängigen Studie wurden diese Fehlerquellen weitestgehend ausgeschalten und die Basisdaten standardisiert.


Ruinöser Wettbewerb

Die extrem hohe Providerdichte ist noch immer durch einen ruinösen Preiskampf begleitet. Viele Klein- und Kleinstprovider überleben nur durch 'Selbstausbeutung' rund um die Uhr und müssen ohne Angestellte Auskommen.

Eine weitere Geschäftsstrategie könnte als 'asymetrische' Zahlungstätigkeit umschrieben werden. Die Internetgebühren werden zwar vom Kunden kassiert, die Leitungskosten - meist an die Telekom Austria - jedoch nicht bezahlt. Eine Strategie, bei der offenbar auch die Telekom Austria aktiv mitspielt, ermöglicht sie es Unternehmen schrittweise in die Überschuldung zu führen und dann mittels Konkursantrag gezielt die Kunden zu übernehmen.

Mittlere und größere Provider wiederum werden schlicht durch zu hohe Fixkosten und zu langsame Rationalisierung finanziell ausgedünnt.


Erfolgsfaktoren im ISP-Business

Trotz düsterer Geschäftsaussichten für rund 50% der ISP's zeigte die Analyse auch eine Reihe noch immer möglicher Erfolgsstrategien.

- Automatisierung
Durch hochgradige Automatisierung und Konzentration auf einzelne Dienstleistungen können Kleinunternehmen weiterhin bestehen. Typisches Beispiel sind Domain-Anbieter und Webhostingunternehmen.

- Spezialisierung
Das Auffinden einzelner Branchen- und Themennischen bietet besonders Content-, Webservice- und Technologie-Anbietern überlebensmöglichkeiten. Weiters finden sich in diesem Segment auch relativ viele Unternehmen, die die ISP-Dienste nur als Nebentätigkeit durchführen (etwa aus dem KFZ-Handel).

- Regionalisierung
Das Beispiel einzelner Kabelnetzbetreiber, die in ihrem Umkreis bis zu 90% Marktdurchdringung erreichen und somit österreichweit bis in die Top-100 der ISP's gelangen, zeigt, das lokale Marktkenntnis, lokale Infrastruktur und persönliche Kontakte auch im globalen Business wesentliche Erfolgsfaktoren sind. Auch Wirelesslan-Anbieter und Entbündelungsspezialisten haben reelle Marktchancen.


Vorschau 2003

Verschiebungen in den Marktanteilen werden in erster Linie durch Konkurse und Ausgleiche überforderter ISP's erfolgen. In einem geringeren Ausmaß werden auch noch einige Firmenkäufe zum Konzentrationsprozess beitragen. Das klassische gegenseitige 'abjagen' von Kunden dürfte kaum erfolgversprechend sein.

Bei vielen Kunden sind die Intenetlösungen mittlerweile so komplex, dass sie einen Providerwechsel scheuen. Zumindest solange die Anbindungen technisch einwandfrei funktionieren.

Durchgeführt wird die Studie von der e-commerce monitoring gmbh, ein auf e-commerce-Marktanalysen spezialisiertes Unternehmen.


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