2003/08/04 Medikamentenkosten - Einsparungspotential e-commerce bisher ungenutzt
Bestellung von Medikamenten über Internet immer beliebter - EuGH betont Zulässigkeit des Onlinehandels - In Deutschland ab 2004 möglich - Österreichs Medikamentenvertrieb ungenügend vorbereitet - e-commerce-Kompetenz der Apotheken unterdruchschnittlich
Bestellung von Medikamenten über Internet immer beliebter
Im Zuge der gegenwärtigen Medikamentenpreisdiskussion blieb eine, grundsätzlich kostengünstige Vertriebsmöglichkeit, unberücksichtigt: Der Verkauf von Medikamenten via Internet.
Hans G. Zeger, Obmann der ARGE DATEN: 'Tatsächlich könnten vertrauenswürdige und funktionierende e-commerce-Lösungen beim Medikamentenvertrieb erhebliche Einsparungspotentiale bringen. Der teure, umständliche und mit überzogenen Handelsspannen versehene Medikamentenvertrieb könnte gestrafft werden. Zwischenhändler und überhöhte Umsatzspannen könnten vermieden werden.'
Tatsächlich ist jedoch der Fernabsatz mit Medikamenten in Österreich verboten. In den Niederlanden nicht, in Deutschland bald nicht mehr.
Trotz dieser Verbote floriert jedoch auch in Österreich der Internet-Medikamentenhandel. Offizielle Zahlen existieren nicht, jedoch gerade im Bereich Verjüngungskuren, Potenzmittel, Schönheitsprodukte, dürfte der Markt viele Dutzend Millionen EUR ausmachen.
EuGH betont Zulässigkeit des Onlinehandels
Das österreichische Verbot ist nicht mehr zeitgemäß und stützt bloß die überhöhten Medikamentenpreise des Detail- und Großhandels. Ein schon längere Zeit zurückliegendes Erkenntnis des EuGH betont, dass gesundheitspolitische Sicherungen nicht durch das Verbot von Vertriebsschienen erreicht werden dürfen, sondern auf anderen Wegen.
Hans G. Zeger: 'In Österreich gehen die Uhren offensichtlich anders. Das Urteil blieb ohne jede Konsequenz. Die Medikamentenabrechnung der Apotheken erfolgt über Uralt-Techniken, völlig ungesichert über das Internet. Die Datenschutzkommission deckt diese schweren sicherheitstechnischen Mängel mit dubiosen Bescheiden.'
Der offizielle Internethandel mit Medikamenten wird mit vorgeschobenen Gesundheitsargumenten unterdrückt. Zum Schaden der Konsumenten, die sich dann über unbekannte ausländische Web- und e-mail-Anbieter versorgen und Medikamente mit unbekannten Wirkungen, ohne Beipackzettel, oft nur in offenen Plastiksackerln erhalten. Oft sind nicht einmal ein Ablaufdatum oder die grundlegenden Wirkstoffe erkennbar.
In Deutschland ab 2004 möglich
In Deutschland hat man auf das EuGH-Erkenntnis reagiert hat begonnen, den Vertrieb legistisch vorzubereiten.
Hans G. Zeger: 'Auch in Österreich könnten durch ein durchdachtes Medikamentenbestell und -vertriebskonzept Millionen eingespart werden. Für viele bettlägrige Patienten wäre eine Hauszustellung sogar eine zusätzliche Erleichterung in der Beschaffung der Medikamente.'
e-commerce-Kompetenz der Apotheken analysiert
Die ARGE DATEN hat im Rahmen des e-rating.at-Projekts auch die e-commerce-Kompetenz österreichischer Apotheken analysiert und mit den Anforderungen des e-commerce-Gesetzes verglichen.
Hans G. Zeger: 'Apotheken genießen, neben dem Ruf der sogenannten 'Apothekerpreise' auch ein relativ hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Viele Menschen lassen sich bei kleinen Wehwehchen direkt vom Apotheker beraten. Es wäre daher besonders wichtig, dass auch die e-commerce-Auftritte der Apotheken besondere Vertrauenswürdigkeit ausstrahlen.'
Mehr als 150 Apotheken sind im Internet vertreten, rund 55 bieten Einkaufsmöglichkeiten an. Die restlichen Apotheken beschränken sich auf Werbeseiten bzw. auf Angaben, wo sie zu finden sind.
Von den 55 Shop-Apotheken sind nur zwei (!!) e-commerce-tauglich im Sinne des e-commerce-Gesetzes, alle andere weisen Mängel, zum Teil schwere Mängel auf. In vielen Fällen ist ein potentieller Benutzer geradezu mit e-commerce-Baustellen konfrontiert, bei denen nicht einmal die AGB's an den Firmenwortlaut der Apotheke angepaßt sind oder in denen noch Preise in DM (D-Mark) und ATS (Schilling) erwähnt werden.
Zusätzlich problematisch: Da gesundheitsbezogene Aussagen nicht getroffen werden dürfen, werden viele angebotene Produkte wortreich umschrieben und Formulierungen verwendet, in denen zwar des Wort 'Gesundheit' fehlt, jedoch von Konsumenten gemeinhin mit Gesundheit assoziiert werden.
Hans G. Zeger: 'Vertriebs- und Werbeverbot in der gegenwärtigen Form führen zu einem heuchlerischen Umgang mit Medikamenten und zu unklaren Produktdeklarationen. Beides Dinge, die interessierte Personen direkt in die Arme dubioser internationaler Anbieter treiben.'
e-health sofort starten!
Mit einem durchdachten Gesundheitsinformations- und -vertriebssystem könnten bedeutende Beiträge zur Volksgesundheit geschaffen werden und - ganz nebenbei - auch Millionnen eingespart werden. Im ersten Schritt sollten sofort und kostenlos Informationen über die häufigst genutzten Medikamente und deren Generika Online bereit gestellt werden. Weiters sind die Rahmenbedingungen für den Onlinehandel zu schaffen.
Hans G. Zeger: 'Da es sich bei Gesundheitsdaten um sensible Informationen handelt, müßten aus datenschutz- und e-commerce-Sicht eine Reihe, relativ einfacher technischer Bedingungen berücksichtigt werden. Die ARGE DATEN ist gerne bereit entsprechende Grundlagen und Kompetenzen zur Verfügung zu stellen.'
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