2003/02/11 e-commerce - Online-Plattformen und Shopping-Malls
Rasches Wachstum an Shopping-Plattformen - Nur wenige bekannt - Österreich ein Land der Shop-Links - Wenig professionelle Shopping-Malls - Malls für Konsumenten eher nachteilig und verwirrend
Rasches Wachstum an Shopping-Plattformen
Im Rahmen von e-rating.at wurden die für Österreich wichtigsten Online-Plattformen analysiert. Neben 111 mehr oder minder umfassenden Shop-Link-Listen werden auch 31 virtuelle Einkaufszentren (Shopping-Malls) betrieben.
Hans G. Zeger, e-rating.at: 'Vielen Konsumenten sind die Unterschiede zwischen Link-Listen und Malls vielfach nicht bewußt. Während eine Linkliste eine bloße Informationsplattform darstellt und jeder Shopbetreiber für die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen und der e-commerce-Bestimmungen selbst verantwortlich bleibt, werden bei Shopping-Malls Teile davon vom Mallbetreiber übernommen.'
Welche Teile tatsächlich in die Verantwortung des Mallbetreibers fallen und welche beim Shoppbetreiber bleiben, wird aber in vielen Fällen zu wenig kommuniziert. Manchmal werden gemeinsame AGB's verwendet, manchmal ist die gesamte Bestell- und Lieferlogistik in den Händen des Mallbetreibers, manche treten als Geschäftsvermittler auf, usw.
Unklarheiten beim Vertragspartner
Meist nutzten Shopping-Malls ein einheitliches Web-Design und vermitteln dadurch den Eindruck eines in sich geschlossenen, nach einheitlichen rechtlichen Grundlagen agierenden Geschäfts.
Hans G. Zeger: 'Hinter der technisch ansprechenden Oberfläche, die den Mallbetreiber hervorstreicht und meist einen entsprechenden Markenamen nutzt, können aber völlig unterschiedlich seriöse Firmen agieren. Mit wem der Konsument tatsächlich das Geschäft abschließt ist von zentraler Bedeutung bei der Geltendmachung der Konsumentenrechte, des Rücktritts gem. ECG und bei Reklamationsfällen.'
Alle diese Rechte gelten immer nur gegenüber dem eigentlichen Vertragspartner.
Musterfall 'shoppingzone' der Telekom AG
Neben den Großanbietern wie eBay überwiegen bei den Malls regionale Anbieter und themenzentrierte Malls zu Wein, Bioprodukten usw.
Am Beispiel der Shopping-Plattform der TELEKOM AG werden die Probleme deutlich. 37 der auf dieser Plattform verfügbaren Shops wurden einer genauen Untersuchung unterzogen, die restlichen sind bloß Umleitungen auf eigenständige Shops.
Nur 5 Shops (13,5%) konnten als e-commerce-konform eingestuft werden, die restlichen mangelhaft. In der Kategorie 'nicht vertrauenswürdig' findet sich kein Shop, dies ist jedoch kein besonderes Qualitätskriterium, da schon die Angabe von Firmenname und Standort genügen, um die Untergrenze von 350 Punkten zu erreichen.
Hans G. Zeger: 'Im Vergleich zu den 4091 in Österreich aktiven Shops mit einem Anteil von 23% e-commerce-konformen Shops ist das Ergebnis für die TELEKOM AG äußerst bescheiden.'
Beonders problematisch ist die Tatsache, dass sich ein Kunde, der nur in einem Shop bestellen möchte, gegenüber den Mallbetreiber identifizieren muß und damit völlig unkontrollierbar ist, wer tatsächlich die Konsumentendaten erhält.
Hans G. Zeger: 'Die Shops betonen zwar keine Daten an Dritte weiter zu geben, tatsächlich sind die Daten schon vor der Bestellung dem Mallbetreiber bekannt. Die Datenschutzerklärungen sind zumindest unklar, wenn nicht sogar irreführend oder falsch.'
Rücktrittsrecht in vielen Fällen falsch
In etlichen Fällen wird das Rücktrittsrecht falsch dargestellt, ebenso konnten Widersprüche bei den Lieferkonditionen, überhöhte Lieferkonditionen, fehlende AGB's oder überhaupt verwahrloste Seiten festgestellt werden (die vollständige shoppingzone-Liste kann Online abgerufen werden).
Hans G. Zeger: 'Insgesamt macht die Mall einen verwahrlosten Eindruck, bei dem zwar etliche Shopbetreiber den bekannten Namen TELEKOM nutzen wollen, die Telekom AG jedoch wenig Initiative zeigt, auch im rechtlichen Bereich für ein durchgängies Erscheinungsbild und damit für Rechtssicherheit bei den Konsumenten zu sorgen.
Auch bei anderen Mall's ein ähnliches Bild
e-rating at auch die Shops der anderen Malls analysiert. Leider zeigt sich ein ähnliches Bild. Bloss 10% der Shops können als e-commerce-tauglich eingestuft werden.
Hans G. Zeger: 'Offenbar beschäftigen sich die Mallbetreiber zusehr mit technischen und graphischen Details und vergessen auf eine konsumentenfreundliche Einkaufsumgebung. Die Händler wiederum verlassen sich auf die Mallbetreiber, ein Trugschluß.'
Für die seriösen Händler haben derartige Malls den nachteiligen Nebeneffekt, dass verärgerte Kunden und Fehlbestellungen imagemäßig auch auf sie 'abfärben'.
Ein Jahr e-commerce-Gesetz - nicht viel dazu gelernt
Die Bedeutung des Onlinegeschäfts wird mit Ende 2003 sprunghaft ansteigen, die derzeitigen Lösungen wirken jedoch schon jetzt veraltet, Österreichs Trader sind drauf und dran den Anschluß an internationale Standards zu verlieren.
mehr --> http://e-rating.at/php/cms_monitor?question=SHOPLINKS
mehr --> http://e-rating.at/php/cms_monitor?question=SHOPPINGZONE
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