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Kehrtwende des europäischen Parlaments - Zweifel der Zuständigkeit der EU in Passangelegenheiten - Nationalstaaten wollen offenbar Verantwortung für Überwachungstechnologie an EU abschieben - RFID-Pass erlaubt bequeme Erstellung von Bewegungsprofilen - Daten können leicht von beliebigen Stellen erfasst und missbraucht werden - technisch ist das System unausgereift - hohe Kosten zu befürchten Mit der Zustimmung des Europäischen Parlaments vom 2. Dezember 2004 wurde der Weg für die Einführung von biometrischen Merkmalen in Reisepässen freigemacht. Die Zustimmung widerspricht der bisherigen Position des Parlaments, das bisher der Einführung von Biometrie tendenziell reserviert gegenüber gestanden war. Es gibt eine Reihe verschiedener Technologien, die zusammenfassend als RFID-Chips bezeichnet werden. Jene Chips, die in den Pässen zur Anwendung kommen sollen, zeichnen sich dadurch aus, dass keine eigene Stromversorgung nötig ist. Die für den Betrieb notwendige Energie wird vom Lesegerät sozusagen 'mitgeliefert'. Dies erlaubt besonders kleine Konstruktionen und macht solche Chips in der Herstellung relativ billig. Die Kehrseite ist allerdings, dass in solchen Chips Sicherheitsmaßnahmen kaum realisierbar sind. So ist beispielsweise eine Verschlüsselung der Daten auf dem Chip nicht ohne weiteres möglich. Wie bisher bekannt wurde, soll dies dadurch ausgeglichen werden, dass die Daten nur in Verbindung mit dem Einlesen der im Pass in maschinenlesbarer Schrift abgedruckten Informationen verwendbar sein sollen. Die passiven Chips können grundsätzlich nur aus relativ geringer Entfernung (ca. 10 cm) ausgelesen werden. Diese Entfernung ist allerdings von der Sendeleistung und Empfindlichkeit des Lesegeräts abhängig und könnte in Zukunft vergrößert werden. Ursprünglich wurden RFID-Chips für Anwendungen im Logistikbereich konzipiert. Dort sollten sie die bisher verwendeten Bar-Codes ersetzen. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass durch die Möglichkeit der drahtlosen Abfrage der Daten enorme Einsparungen möglich sind. Aus Datenschutzsicht sind solche Anwendungen (z.B. die Verwaltung eines Containerlagers) nicht problematisch und die entsprechenden technischen Ansätze durchaus verfolgenswert. Gegen solche Pläne regte sich der Widerstand verschiedener Datenschutz- und Konsumentschutzorganisationen, die einen transparenten Umgang mit den RFID-Chips und vor allem die Deaktivierung der Chips beim Verlassen des Geschäfts forderten. Die ersten Erfahrungen mit den betroffenen Unternehmen sind allerdings nicht sehr ermutigend. Die entsprechenden Versuche wurden meist im Verborgenen durchgeführt und es scheint kaum Problembewusstsein bezüglich der damit verbundenen Gefahren für die Privatsphäre zu geben. Aufgrund der oben angesprochenen Risken bei der Verwendung von RFID-Chips ist die Anwendung im Bereich der Reisepässe besonders kritisch zu sehen. Im Zusammenhang mit dem Vorhaben des Rats ist heftig umstritten, ob der EU und damit dem Rat im Bereich der Reisepässe überhaupt eine Regelungskompetenz zukommt. Auch innerhalb der Kommission und des Rats waren diesbezüglich Zweifel aufgekommen und deshalb stützt sich der Vorschlag auf das Schengen-Abkommen und nicht auf den EU bzw. EG-Vertrag. Das Schengen-Abkommen bezieht sich allerdings nur auf Kontrollen an den Außengrenzen der EU während der Reisepass auch vielen anderen Zwecken innerhalb der EU dient. Es bleibt also höchst fraglich, ob der EU die Kompetenz zukommt, den Mitgliedsstaaten in diesem Bereich so weitreichende Regelungen vorzuschreiben. Erstaunlich wenig Informationen liegen über die zu erwartenden Kosten eines solchen Projekts vor. Dies liegt auch daran, dass die entsprechenden technischen Spezifikationen zumindestens offiziell nicht fertiggestellt sind. Andererseits ist davon auszugehen, dass die Kosten enorm sein dürften und wohl auch deshalb nicht darüber gesprochen wird. mehr --> Biometrie - Sicher fehlerhaft mehr --> Digitale Biometrie - Der Weg in die Alibigesellschaft |
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