2003/06/07 WARNUNG vor der Firma Lifestyle
Warnung vor Datenerhebungsaktion der Firma Lifestyle - Unternehmen der Schobergruppe spioniert Konsumenten aus - Post AG profitiert indirekt von dieser Aktion - Angaben können auch die Bonität gefährden - Internet-Benutzer zusätzlich Spam-gefährdet - Fragebogen sollte keinesfalls ausgefüllt werden und kostenpflichtig an die Lifestyle retourniert werden
Warnung vor Datenerhebungsaktion der Firma Lifestyle
Die Firma Lifestyle (LIFESTYLE Institut für Marktanalyse und Konsumentenbefragungen GmbH) verschickt derzeit wieder mehrere zehntausend Fragebögen. In pseudoamtlicher Aufmachung und als Konsumenten- und Marktforschungsumfrage getarnt, werden in rund 100 Fragen Konsumgewohnheiten, Vorlieben der Freizeitgestaltung, aber auch finanzielle Verhältnisse, Versicherungen und PKW-Bestand erhoben. Auch familiäre und persönliche Beziehungen werden ausgespäht.
Der Fragebogen ist so gestaltet, dass viele Menschen glauben könnten, sie würden an einer Marktforschungsaktion teilnehmen, auch eine Verwechslung mit den ähnlich gestalteten Fragebögen der amtlichen Statistik Austria kann vorkommen.
Hans G. Zeger, Mitglied des Datenschutzrates: 'Die Firma Lifestyle profiliert sich als Statistiker und Forschungsunternehmen und versucht im Windschatten der Mikrozensuserhebungen der Statitik Austria an die Daten der Menschen heranzukommen.'
Unternehmen der Schobergruppe
Tatsächlich ist die Firma Lifestyle ein Tochterunternehmen der Schobergruppe, dem Marktführer in Adressen- und Datenhandel in Österreich. Zu dieser Gruppe gehören klingende Namen wie Suppan, aber auch Inkassobüros, Wirtschaftsauskunftsdienste und Direktwerbeunternehmen.
Hans G. Zeger: 'Wer den Fragebogen vollständig ausfüllt und unterschreibt, stimmt auch der Datenweitergabe innerhalb eines völlig undurchsichtigen Datenkonzerns zu. Zumindest mit einem Anschwellen belästigender und irreführender Werbezusendungen muß der Konsument rechnen.'
Selbstverständlich gibt es keine Verpflichtung diesen Fragebogen auszufüllen. Die Informationen dienen auch keinerlei öffentlichem Interesse sondern, sollen nur den Gewinn der Schobergruppe steigern. Immerhin beträgt der Wert eines komplett und richtig ausgefüllten Fragebogens rund 1-5.000 EUR. Der Wert orientiert sich im wesentlichen daran, in welche Konsumentenklasse der Betroffene eingestuft wird. Daten von Pesonen mit hoher Konsumfreudigkeit erzielen einen höheren Marktwert.
Post AG profitiert indirekt
Tatsächlich gehört zur Schobergruppe auch die Post Adress Austria, ein Unternehmen das zu je 50% Schober und der Post AG gehört und dessen einziger Geschäftszweck darin besteht, die Postzustelladressen mit anderen Daten der Schobergruppe zu verknüpfen und abzugleichen. Ergebnis sind unter anderem Aussendungen der Post AG mit Sex- und Kontaktanzeigen für 'männliche Singles'.
Hans G. Zeger: 'Männer oder Frauen, die den Lifestyle-Fragebogen ausfüllen und keine Partnerangaben machen, müssen damit rechnen, als sexhungrige Singles eingestuft und entsprechend beworben zu werden.'
Angaben können Bonität gefährden
Durch die enge Verknüpfung der Firma Lifestyle mit Inkassobüros und Auskunftsdiensten der Schobergruppe kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Angaben zum Einkommen oder zum Konsumaufwand direkt zur Bonitätsbeurteilung herangezogen werden. Wer also 'zum Scherz' sein Jahreseinkommen mit 5.000 EUR beziffert, muß damit rechnen, beim nächsten Antrag für einen Mobiltelefonanschluß oder eine Kreditkarte als 'nicht kreditwürdig' abgewiesen zu werden. Es nützt ihm dann auch nichts, tatsächlich 40.000 EUR pro Jahr zu verdienen oder vom KSV 1870 einwandfreie Bonität bescheinigt zu bekommen.
Internet-Benutzer zusätzlich Spam-gefährdet
Zusätzlich erhebt der Fragebogen auch die e-mail-Adresse. Wer hier eine richtige Adresse angibt, muß mit einem enormen Anschwellen der lästigen e-mail-Werbung rechnen.
Hans G. Zeger: 'Formalrechtlich ist dann nichts mehr dagegen zu machen. Da man ja 'freiwillig' die Mailadresse bekannt gegeben hat, gilt jede Werbung, und sei sie noch so belästigend, als 'erwünschte' Zusendung. Dem leidgeprüften Konsumenten bleibt dann nur mehr die Möglichkeit, seine Mailadresse aufzugeben.'
Fragebogen keinesfalls ausfüllen
Der Fragebogen sollte keinesfalls ausgefüllt werden. Das Ausfüllen mit falschen Angaben ist zwar nicht strafbar, jedoch vom Zeitaufwand her gesehen nicht zu empfehlen.
Angaben über Verwandte, Kinder oder Lebenspartner sind ohne Zustimmung dieser Personen verboten und sollten auf jeden Fall unterlassen werden.
Hans G. Zeger: 'Die beste lösung ist, den Fragebogen kostenpflichtig, also mit dem Vermerk: 'Empfänger zahlt Porto', wieder an die Firma Lifestyle zurückzuschicken.'
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